Die unsichtbare Last: Mentale Gesundheit in der Schweiz benötigt Aufmerksamkeit
Die unsichtbare Last: Mentale Gesundheit in der Schweiz benötigt Aufmerksamkeit
Die psychische Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil des allgemeinen Wohlbefindens, doch die Ressourcen und die Aufmerksamkeit, die sie erhält, stehen oft nicht im Verhältnis zu ihrer Bedeutung. In der Schweiz hat die Coronapandemie die Problematik der psychischen Gesundheit weiter verschärft, was die Notwendigkeit unterstreicht, in diesem Bereich mehr zu tun.
Laut dem Bundesamt für Statistik waren im Jahr 2017 etwa 6% der Bevölkerung aufgrund psychischer Probleme in Behandlung. Die Daten zeichnen ein differenziertes Bild der psychischen Belastungen zwischen den Geschlechtern. Frauen erlebten eine höhere mittlere oder hohe psychische Belastung (18,3%) im Vergleich zu Männern (11,7%). Zudem wurde eine klare Geschlechterdifferenz in Bezug auf Vitalität und Energie festgestellt, mit höheren Werten bei Männern (53,7%) als bei Frauen (43,7%). Ein weiterer wichtiger Faktor, der in der Statistik hervorgehoben wurde, ist die soziale Unterstützung. Die Zahlen zeigen, dass 9,8% der Männer und 10,1% der Frauen geringe soziale Unterstützung erfahren, was die psychische Gesundheit zusätzlich belasten kann.
Belastung durch Coronapandemie
Die Coronapandemie hat die psychische Gesundheit auf eine harte Probe gestellt. Die damit verbundene Isolation, der Verlust der Normalität, die Angst vor der Krankheit und die wirtschaftlichen Unsicherheiten haben vielen Menschen zugesetzt. Diese beispiellose Situation hat die Stressfaktoren vervielfacht und die psychische Belastung erhöht, insbesondere für diejenigen, die bereits vor der Pandemie anfällig für psychische Gesundheitsprobleme waren.
Eine kürzlich durchgeführte Studie von AXA verdeutlicht die Auswirkungen auf die mentale Gesundheit in der Schweiz. Fast jede dritte Person in der Schweiz hat schon einmal an mentalen Problemen gelitten. Interessanterweise zeigt die Studie auch eine Geschlechterdifferenz auf - Frauen sind tendenziell weniger glücklich als Männer. Diese Erkenntnisse spiegeln die tiefgreifenden sozialen und emotionalen Herausforderungen wider, die die Pandemie mit sich brachte.
Die Pandemie hat auch die Bedeutung von Unterstützungsnetzwerken und psychologischer Betreuung hervorgehoben. Die Notwendigkeit für robuste mentale Gesundheitssysteme und Zugang zu qualitativ hochwertiger psychologischer Betreuung wurde deutlicher denn je. Die Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie auf die mentale Gesundheit erfordert eine koordinierte Anstrengung auf nationaler und lokaler Ebene, um Ressourcen bereitzustellen und das Bewusstsein für die Bedeutung der mentalen Gesundheit zu schärfen
Aktuelle Berichterstattung unterstreicht die Dringlichkeit
Die aktuelle Berichterstattung verdeutlicht die Dringlichkeit der Lage. Laut einer Meldung des Bundesamts für Statistik (12.12.2022) waren psychische Störungen zum ersten Mal die häufigste Ursache für Hospitalisierungen bei den 10- bis 24-Jährigen, mit mehr als 19’532 Fällen, gefolgt von Verletzungen mit 19’243 Fällen. Erschreckend ist der Anstieg der Einweisungen aufgrund von Suizidversuchen um 26% und die Zunahme der ambulanten psychiatrischen Leistungen im Spital um 19% in dieser Altersgruppe. Ein Bericht von SRF, ebenfalls aus dem Dezember 2022, hebt den deutlichen Anstieg von psychischer Arbeitsunfähigkeit hervor, was die wachsenden Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit, insbesondere in der Arbeitswelt, zeigt. Weiter berichtete das Bundesamt für Gesundheit im September 2023 über einen starken Anstieg der Gesundheitskosten, vor allem durch mehr Arztbesuche und mehr ambulante Spitalleistungen, was auf eine erhöhte Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen, einschliesslich psychischer Gesundheitsdienste, hindeutet.
Schaffung von Netzwerken
Einige Kantone und Organisationen haben bereits früher Initiativen ergriffen, um die psychische Gesundheit zu fördern. Im Kanton St. Gallen wurde beispielsweise die Kampagne «Alles im grünen Bereich - 10 Impulse für psychische Gesundheit beim Arbeiten» lanciert, um Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zu unterstützen. Ebenso setzt sich das Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz (NPG) für die Verbesserung der Vorbeugung und Früherkennung psychischer Erkrankungen ein.
certaid: Ein neuer Ansatz zur Förderung der psychischen Gesundheit
In diesem Kontext tritt certaid auf den Plan, eine Plattform, die Helferinnen und Helfer mit Hilfesuchenden verbindet. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit von certaid liegt auf der Förderung der mentalen Gesundheit. Durch die schnelle und effektive Vermittlung von Freiwilligen zu Menschen in Not bietet certaid eine praktische Lösung für die steigenden Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit. «Die von certaid eingesetzte Technologie ist bewusst einfach gehalten, um eine breite Zugänglichkeit zu gewährleisten, erzielt jedoch eine hohe Wirkung in der Unterstützung von Menschen mit psychischen Belastungen», sagt Matthias Pieren, Leiter des Projekts «Mentale Gesundheit» bei certaid. Der Beirat von certaid wird von hochkarätigen Experten unterstützt, darunter Dr. med. Katharina Rüther-Wolf, Chief Medical Officer der Solothurner Spitäler AG, Thomas Heiniger, selbständiger Berater im Gesundheitswesen und ehemaliger Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes, und Heinz Flückiger, Stv. Chef Sicherheitspolizei Nord der Luzern Polizei. Ihre Erfahrungen und Expertisen sind für certaid von unschätzbarem Wert und tragen massgeblich zum Erfolg des Projekts bei.
Weiterhin grosse Herausforderungen
Trotz dieser Bemühungen bleibt noch viel zu tun. Es ist an der Zeit, dass sowohl die öffentliche als auch die privaten Sektoren zusammenarbeiten, um die psychische Gesundheit zu einer nationalen Priorität zu machen. Investitionen in Prävention, Früherkennung und Behandlung von psychischen Erkrankungen sind nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine kluge wirtschaftliche Entscheidung, die letztendlich zu einer gesünderen und produktiveren Gesellschaft führen wird.